Zum Pilz des Jahres 2007 wurde die Puppenkernkeule (Cordyceps militaris) ernannt.
Dieser für die Artenvielfalt der Pilze sprechende Schlauchpilz wächst auf den im Erdreich befindlichen Puppen von Nachtschmetterlingen. Besonders im Herbst kann man diesen parasitischen Pilz auch bei uns finden. Seine Sporen dringen in die lebenden Insektenlarven ein und entziehen dem Insektenkörper die für die Entwicklung des Pilz-Fruchtkörpers nötigen Nährstoffe. Dabei werden die Insektenpuppen abgetötet. Es entsteht der keulenförmige, orangegelb bis lebhaft orangerote etwa bis zu 10cm hohe Fruchtkörper. Der Stiel sitzt auf der in der Erde liegenden Insektenpuppe, die von den Myzelfäden des Pilzes durchwuchert ist.
Die Puppenkernkeule ist natürlich kein Speisepilz im eigentlichen Sinne. In den Standartpilzbüchern ist er als bedeutungslos eingestuft. Aber Wissenschaftler unserer Zeit haben sich die Inhaltsstoffe näher angeschaut. In chinesischen Kräuterbüchern sind schon seit etwa 2000 Jahren Heilkräfte und Wirkungen dieser Pilze beschrieben. Die Cordyceps Arten gelten nicht nur als Aphrodisiaka, sondern auch als Mittel zur allgemeinen Stärkung der Lebensenergie. Aphrodisiaka sind ja bekanntlich Mittel zur Steigerung bzw.
Wiedererweckung oder Belebung der geschwächten oder erstorbenen Zeugungskraft, Mittel zur Steigerung der Libido und der sexuellen Begierde.
Offensichtlich wussten dies auch schon damals die Yaks, die zottigen Rinder in den Hochebenen Tibets. In der Brunftzeit gruben sie die Chinesische Kernkeule
(Cordyceps sinensis) aus und fraßen sie mit der Wirkung, dass sie ordentlich in Fahrt kamen.
Auch bei Leistungssportlern gilt die mumifizierte Insektenlarve mit ihrem keulenförmigen Pilz-Fruchtkörper als Geheimtipp zur Leistungssteigerung, ein wohl nicht verbotenes Dopingmittel.
Puppenkernkeulen mit den verwandten Cordycepsarten gibt es ungefähr 450 weltweit. Sie sind als Medikament heiß begehrt und so soll insbesondere die Chinesische Kernkeule zu den weltweit teuersten Pilzen gehören.
Zwischenzeitlich ist die Kultivierung der Pilze auf den Puppen der Seidenspinnerraupe gelungen. Wissenschaftler, Mediziner und Pilzforscher
sehen hier spannende Aufgaben und erwarten noch viele wertvolle Ergebnisse. Wir Hobby-Mykologen freuen uns auf eine Begegnung mit der Puppenkernkeule im Laufe dieses Jahres und diese Begegnung mit dem Pilz des Jahres 2007 wird dann viel bewusster und auch intensiver sein.
Rudi Wilke, Obmann
Fotos: Karl Friedrich Reinwald
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