Während der seltene Bronze-Röhrling (Pilz des Jahres 2008) oder Schwarzhütige Steinpilz, wie man ihn auch noch
nennt, als Steinpilzverwandter, wie andere Röhrlinge auch, für viele Speisepilzsammler zu den Pilzen zählt,
die bereits durch ihre Form das Interesse wecken und auf eine gute Pilzmahlzeit hoffen lassen, gehört der
Blaue Rindenpilz eher zu den „uninteressanten” - weil nicht essbaren - Pilzen.
Der Blaue Rindenpilz, oder Indigo Farbrindenpilz, Terana caerulea, ist in manchen Büchern auch unter dem Namen Pulcherricium caeruleum zu finden.
Er ist ein wunderschöner Pilz, der mehr den Pilzliebhaber anspricht und gehört in die große Verwandtschaft der porlingsartigen Pilze.
Junge, frische, leuchtend intensiv blau gefärbte Fruchtkörper bilden zunächst kleinflächige Überzüge auf dem Holz, die dem Substrat eng anliegen. Die einzelnen rundlichen Flecken wachsen zu häutig-krustigen, 0,2 bis 0,5 mm dicken Überzügen zusammen, ihre Konsistenz ist weich wachsartig. Es wurden schon Fruchtkörper mit bis zu einem Meter Länge gefunden.
Die matte, violett- bis dunkelblaue Oberfläche ist glatt bis schwach höckerig, uneben, im Zentrum häufig dunkler gefärbt. Der manchmal etwas wulstige, oft schwach filzige Rand ist deutlich abgegrenzt und im Wachstumsstadium weißlich, später blau gefärbt.
Alte Fruchtkörper werden dumpf dunkelblau oder bräunlich-blau, der Rand ist evtl. leicht abgehoben, trockene Fruchtkörper sind hart und krustig.
Der Blaue Rindenpilz wächst das ganze Jahr hindurch in feuchten, wärmebegünstigten Laubwäldern auf der Unterseite toter Äste oder Stämme von Sträuchern und Bäumen, vor allem an Esche, wurde u. a. aber auch schon an Ahorn, Eiche, Efeu und Hasel gefunden. Als Holzzersetzer, ein Saprobiont, lebt er ausschließlich von toter organischer Substanz.
Er wird als gefährdete Art eingestuft und ist in Deutschland selten zu finden, besonders in Auwäldern an süddeutschen Flüssen, meist in Höhen bis zu 400 m. Im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung kann evtl. mit einer Ausbreitung dieses Pilzes gerechnet werden.
Das Aussehen der meisten Rindenpilze ist eher unscheinbar, eine genaue Bestimmung ist fast immer nur anhand ihrer mikroskopischen Merkmale möglich. Der Blaue Rindenpilz ist durch seine schöne, leuchtend blaue Farbe makroskopisch schon ziemlich sicher zu bestimmen, unter dem Mikroskop sind vor allem die ± häufigen Dendrohyphidien (das sind bäumchenartig verzweigte Hyphenenden im Hymenium) als ein wichtiges Erkennungsmerkmal zu sehen.
Sollten Sie das große Glück haben und Fruchtkörper des Blauen Rindenpilzes entdecken, bitten wir Sie darum, dies unserem Pfleger oder einem unserer Pilzberater mitzuteilen, damit wir den Fund in die Kartierungslisten mit aufnehmen können, denn zu unseren Aufgaben gehört u. a. auch die Kartierung der Pilze. Besonders würden wir uns darüber freuen, wenn Sie uns ein Exemplar für unser Pilzherbar mitbringen könnten.
Text: Ursula Hirschmann
Foto: Karl Friedrich Reinwald
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