Als seltenen Gast findet man ihn in den Sommermonaten gelegentlich in Treibhäusern, Gärten, Parks, aber auch immer wieder auf
Friedhöfen. Sein Mycel wird häufig durch Mittelmeerpflanzen eingeschleppt. Vereinzelt wird er u. a. in Deutschland, Holland und
Südengland gefunden. Aber er ist mehr in südlichen, wärmeren Ländern zu Hause, z. B. in Mittelmeerstaaten wie Portugal, Spanien
und Südfrankreich, wo er in Laubwäldern, Gärten und Parks oft in größerer Anzahl gefunden wird. Laut Michael - Hennig ist er von
Indien bis Japan verbreitet.
Dieser auffällig aussehende Pilz gehört zu den Rutenpilzen, er zählt wie manche seiner exotischen Verwandten, z. B. die
Schleierdame, Dictyophora duplicata, die in den Tropen wachsen, zu den Blumenpilzen, die dort in sehr vielfältigen Formen vorkommen.
Bei uns findet man öfter seinen, vermutlich aus Australien oder Neuseeland eingeschleppten nahen Verwandten, den Tintenfischpilz,
Clathrus archeri, der sich immer mehr ausbreitet. Zu seinen einheimischen Verwandten gehören z. B. die häufig vorkommende Stinkmorchel,
Phallus impudicus und die seltenere Hundsrute, Mutinus caninus oder die Himbeerrote Hundsrute, Mutinus ravenelii, die manchmal in
Gärten oder Parkanlagen wachsen.
Er ist ein saprophytischer Pilz, der sich aus totem, organischen Substrat ernährt. Das Hexenei des Roten Gitterlings hat an der
Basis kräftige Mycelstränge. Es entwickelt sich unterirdisch und kommt bei Reife des Pilzes aus der Erde an die Bodenoberfläche.
Die dicke, lederartige, weißliche äußere Hülle, die Exoperidie, platzt dann am Scheitel auf. Aus der gelatinösen, durchscheinend
gelblichen, galltertigen inneren Hülle, der Endoperidie, schiebt sich der Fruchtkörper, ein hohles, kugeliges oder eiförmiges
gitterartiges Netz aus weiten länglichen Maschen heraus, er kann bis ca. 12 cm hoch und 6 cm breit werden.
Die weichen Gittermaschen, das Receptaculum, bestehen aus dicken, rundlichen oder flachgedrückten Leisten, im Schnitt sehen sie
schwammartig aus, mit vielen kleinen, rundlich eckigen Kammern. Sie sind außen glänzend scharlachrot, gelegentlich auch orange oder
nur gelb, innen warzig, rauh. Auf der Innenseite befindet sich die graugrüne bis schwärzliche, schmierige Fruchtschicht, die Gleba.
Die auffallende rote Farbe und noch mehr der starke, aasartige Geruch des reifen Pilzes locken die Fliegen an. Sie fressen die
schleimige Gleba ab und nehmen damit die Sporen auf, die sie dann an anderen Orten wieder ausscheiden. Damit sorgen sie sehr gut
für seine Vermehrung und Verbreitung. Diese Art der Sporenverbreitung nennt man Endozoochorie.
Wie seine Verwandten ist auch der Rote Gitterling nicht essbar. Ich kenne ihn leider nur aus der Literatur und von den Erzählungen
einiger Mitglieder unserer Abteilung, die das Glück hatten, diesen schönen und bei uns sehr seltenen Pilz, während ihres Urlaubs in
südlichen Ländern zu finden.
Erstmalig wurde er von Micheli 1729 in seinem Buch „Nova plantarum genera” beschrieben und schwarzweiß abgebildet.
Falls Sie das große Glück haben und Fruchtkörper des Roten Gitterlings entdecken, bitten wir Sie darum, dies einem unserer
Pilzberater mitzuteilen. Zu unseren Aufgabengebieten gehört u. a. auch die Kartierung der Pilze, wir können dann den Fund in die
Kartierungslisten mit aufnehmen, vielen Dank im voraus.
Text: | Ursula Hirschmann |
Bild: | Karl Friedrich Reinwald †
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Literatur: | Pilze der Schweiz Bd. 2 Breitenbach - Kränzlin |
| 1200 Pilze Dähncke |
| Handbuch für Pilzfreunde Bd. 2 Michael - Hennig |
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