Die ungenießbaren, wegen ihrer geringen Größe von Speisepilzsammlern wohl kaum beachteten und oft übersehenen,
Fruchtkörper der Tiegelteuerlinge wachsen von Mai bis Dezember in kleinen und größeren Kolonien.
Man findet sie nie auf dem Erdboden, sondern immer auf morschem und totem Holz, Zweigen oder Rindenstückchen,
Holzabfällen und Brettern, manchmal auf Zapfen, aber auch auf Pappkartons, alten Säcken, verfaulendem Stroh
und anderen Pflanzenresten. Sie wachsen gesellig bis büschelig, oft zu Dutzenden bis Hunderten, teilweise mit
unterschiedlich alten Exemplaren in einer Gruppe. Überwinterte Fruchtkörper verlieren ihre charakteristische
ockergelbe Färbung. Die leeren, zähen Becherwände stehen oft noch nach Monaten am gleichen Platz.
Die Fruchtkörper werden etwa 4 bis 10 mm hoch und bis 7 mm breit. Junge Fruchtkörper haben außen weißliche
bis ockergelbe, blassgraugelbliche oder gelbbraune Farbtöne, sie sind wollig bis feinfilzig behaart, im Alter
werden sie ziemlich kahl und sehen dann braunschwarz, fast rußig aus. Bei jungen Tiegelteuerlingen verschließt
ein kleiiger oder schuppig-filziger, ockerfarbener bis gelblicher Deckel die Fruchtkörper, er reißt bei Reife
auf und fällt dann ab. Innen sind sie glatt und kahl, hell blassgelblich, braungelblich bis graubräunlich.
Die bis zu 15, erst hell ocker, später weißlichen, Peridiolen genannten, Sporenbehälter sind diskus- oder
linsenförmig, 1 bis 1,5 mm groß, jeder an einem Faden (Funiculus) nabelschnurartig befestigt. Diese dünne Schnur -
ein kompliziert gebauter Hyphenstrang - verbindet die Peridiole mit der einschichtigen Innenwand der Fruchtkörper,
sie dient später zur Anheftung der freien Peridiolen am Substrat, z. B. einem Grashalm. Es gibt verschiedene Theorien,
wie die Peridiolen den Fruchtkörper verlassen, z. B. dass sie bei Reife durch Regentropfen, die auf den Fruchtkörper
fallen, heraus geschleudert werden und mit ihrem klebrigen Faden u. a. an Pflanzen anhaften, oder dass sie von Vögeln
als Samen aufgepickt und später wieder ausgeschieden werden. Ein interessanter Artikel dazu ist in der Zeitschrift
Mycologia Bavarica, der bayerischen mykologischen Zeitschrift, Jahrgang 2012 Band 13 erschienen. Die Autoren Josef
Reichholf und Till Lohmeyer schrieben darin über die Verbreitungsstrategien der Teuerlinge.
Die Peridiolen liegen wie Vogeleier im Nest, oder wie Brötchen im Korb, dies brachte ihnen z. B. in England
den Volksnamen "Vogelnestpilz" und in Schweden "Brotkorbpilz" ein. Auch bei uns ranken sich alle möglichen
Erzählungen um diese Pilzchen; so meinte man früher u. a. aus der Anzahl der Peridiolen, die an Münzen erinnern,
auf steigende Preise schließen zu können. Nach starken Regenfällen wachsen sie besonders gut, aber die
Getreideernte fällt eventuell schlechter aus, das bedeutet dann höhere Brotpreise, eine Teuerung; dies
brachte ihnen vielleicht ihren Namen "Teuerlinge" ein.
Nur bei wenigen weiteren Pilzgattungen (Cyathus, Nidularia) kommt diese Form der Sporenentwicklung vor.
Der unterschiedliche Aufbau der Peridie oder Fruchtkörperwand ist u. a. ein Grund, dass sie verschiedenen
Gattungen angehören. So hat neben dem Tiegelteuerling, Crucibulum laeve, auch der vollgestopfte Nestling,
Nidularia farcta eine einschichtige Fruchtkörperwand. Sie ist dickwandig, cremefarbig bis gelbbräunlich,
außen schorfig-kleiig. Bei ihm liegen die sehr zahlreichen, jung weißlichen, alt bräunlichen Peridiolen
frei, sie haben keinen Strang. Der Pilz zerfällt bei Reife und lässt keine Resthülle zurück. Vom Nestling
oder Nestpilz ist uns keine Fundstelle in unserer Umgebung bekannt.
Eine unterschiedliche Farbe haben u. a. die Peridiolen verschiedener Teuerlinge mit dreischichtiger
Fruchtkörperwand. Beim häufig vorkommenden Gestreiften Teuerling, Cyathus striatus, ist die Außenseite der
Fruchtkörper rost- bis dunkelbraun, striegelig-filzig, die Innenseite deutlich gestreift und graubraun,
die weißlich-grauen Peridiolen werden bis zur Reife der Sporen durch einen häutigen, weißlichen Deckel
geschützt.. Der seltenere Topfteuerling, Cyathus olla, hat ebenfalls einen weißlichen Deckel, der die
bis 2,5 mm großen graubräunlichen Peridiolen bis zur Sporenreife verdeckt. Die ocker- bis graubraune
Außenseite ist fein filzig bis fast kahl, der nach außen umgebogene Rand leicht wellig, die Innenseite
glatt und grauweißlich.
Mitglieder unserer Arbeitsgruppe freuten sich 2012 über den Fund einer größeren Gruppe von Cyathus
stercoreus, dem Dungteuerling, der auf Brandstellen, gedüngten Böden oder stark verrotteten Holzabfällen
wächst. Junge Dungteuerlinge sind außen ockerbräunlich, angedrückt zottig-striegelig, im Alter kahl und
grau- bis schwarzbraun. Schwärzlich ist die Innenseite der kleinen tonnenförmigen Fruchtkörperchen, ihre
Peridiolen sind schwarz. Im Alter ist der Rand der Fruchtkörper manchmal etwas nach außen umgebogen.
Aber auch die Mikromerkmale der verschiedenen Teuerlinge sind recht unterschiedlich, wie u. a. die Form und
Größe der Sporen.
Weil es sich bei den Teuerlingen nicht um Speisepilze handelt, sind sie für die meisten Pilzsammler uninteressant,
doch wir freuen uns immer, wenn wir einige dieser kleinen, zum Teil eher unauffälligen Pilzchen entdecken.
Text: | Ursula Hirschmann |
Bild: | Claudia Menth
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Literatur: | Breitenbach - Kränzlin Bd. 2 / Dähncke R. / Jahn H. / Jülich W. / Ryman - Holmåsen |
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