In Deutschland kommt die Becherkoralle, oder Kandelaberkoralle, wie sie auch noch genannt wird, sehr selten vor.
Die meisten Funde stammen aus der norddeutschen Tiefebene.
Ihre Fruchtkörper wachsen an sehr morschem Holz, meist an Buche, Pappel oder Weide und in Nadelwäldern an toten Kiefern,
in Österreich wurden sie auch an abgestorbenen Tannen gefunden.
Die Becherkorallen, Artomyces pyxidatus (Synonym Clavicorona pyxidata), sind weit verbreitet, allerdings überall extrem selten,
wahrscheinlich durch die moderne Forstwirtschaft bedroht; man findet sie vom Sommer bis in den Herbst, meist im Gebirge. Der
Bestand an natürlichen Wäldern, wie z. B. die Naturwaldreservate, in denen auch dickes Totholz liegen bleiben kann, ist ein wichtiger
Beitrag u. a. zur Erhaltung von vielen holzbewohnenden Pilzen.
Die schmutzigweißlich, hell- bis ockergelblich oder gelbbräunlich gefärbten Fruchtkörper der Becherkoralle sind 2 bis 8 cm (selten bis 15 cm) hoch.
Ihre dicht stehenden Äste steigen fast senkrecht auf und erweitern sich oben becherförmig. Sie verzweigen sich kandelaberartig in 4 bis 6
dünnere Äste, das kann sich je nach Größe mehrmals wiederholen, die obersten Spitzen der Zweige sind ebenfalls becherförmig. Diesen „pyxidaten“
Verzweigungstyp sieht man auch bei einigen Becherflechten, besonders das Aussehen von Cladonia pyxidata erinnert stark an die Becherkoralle.
Das etwas zähe, elastische Fleisch der Becherkoralle ist weiß bis schwach gelblich. Es ist manchmal mild, beim Kauen wird es allerdings langsam
mehr oder weniger pfefferig scharf. Die Becherkoralle ist ungenießbar.
In einigen Pilzbüchern ist die Becherkoralle unter dem Namen Clavicorona pyxidata beschrieben. Lt. Jülich unterscheiden sich die beiden Gattungen
u. a. darin, dass die Fruchtkörper bei Clavicorona unverzweigt, bei Artomyces pyxidat verzweigt sind. Außerdem sind die Sporen bei Clavicorona nicht
oder kaum amyloid, bei Artomyces dagegen deutlich amyloid, dass heißt, wenn bei der Untersuchung des Mikropräparates mit Melzers Reagenz gearbeitet
wird, färben sich die Sporen bläulich.
Auf den ersten Blick ähnelt sie den Korallenpilzen aus der Gattung Ramaria, ist aber mit den Korallen überhaupt nicht verwandt. Sie könnte mit
Ramaria stricta, der Steifen Koralle, die an ähnlichen Standorten, meist an Buche und seltener in Nadelwäldern, auf morschem Holz wächst,
verwechselt werden. Ramaria stricta hat an der Basis meist kräftige weiße Mycelstränge. Ihre dicht und aufrecht stehenden, ockergelblichen
Äste sind steif, sie färben auf Druck rotbräunlich; die Astspitzen sind stumpf. Diese ungenießbare Koralle schmeckt bitter. Ihre Sporen sind
inamyloid. Auch sie ist bei uns nicht häufig zu finden, aber doch nicht so extrem selten wie die Becherkoralle, von der wir keine Aufnahme haben.
Weder Fritz Hirschmann, noch Friedrich Reinwald, die in vielen Jahren weit mehr als 1000 Pilzarten fotografierten, hatten jemals das Glück diesem
schönen Pilz zu begegnen.
Wenn es Sie interessiert, wie die Becherkoralle aussieht, dann schauen Sie doch einmal bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e. V.
(www.dgfm-ev.de)
auf die Seite mit dem Pilz des Jahres 2015.
Text: | Ursula Hirschmann |
Literatur: | Jahn H. „Pilze, die an Holz wachsen“ / Jülich W. / Ryman – Holmåsen „Pilze“ |
Zum Pilz des Jahres: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005
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