Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.

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Pilz des Jahres 2018

Wiesenchampignon(Agaricus campestris)


Der Feldegerling, wie man den Wiesenchampignon auch nennt, zählt zu den beliebten Speisepilzen. Er ist auf natur belassenen Wiesen und auf Viehweiden, gerne auch auf Pferdekoppeln zu finden. Doch seine Lebensräume werden, u. a. durch Überdüngung mit Gülle, immer kleiner.

In Deutschland wurden schon ca. 60 Champignon-Arten gefunden. Sie zersetzten z. B. abgestorbene Pflanzen, wachsen auf abgefallenem Laub, auf Nadelstreu oder Kompost und auf der Erde.

Der früher oft in Massen gefundene Wiesenchampignon wird immer seltener. Er wächst besonders häufig, nach warmen, trockenen Sommern, im Spätsommer nach dem ersten kräftigen Regen. Etwa eine Woche nach ausgiebigen Regenfällen kann man die ersten Exemplare entdecken, manchmal stehen große Gruppen beieinander.

Die Hüte junger Fruchtkörper sind kugelig bis halbkugelig, sie erreichen Durchmesser von (3) 5 – 10 cm, manchmal sogar mehr als 12 cm. Im Laufe der Entwicklung des Pilzes sind sie erst gewölbt, schließlich flach ausgebreitet. Die ziemlich dicke, leicht abziehbare weiße Huthaut ist jung meist seidig glatt, später mit schwachen Faserschüppchen bedeckt. Der Rand ist lange herunter gebogen und mit weißlichen Velumresten behangen. Im Alter verfärbt die Huthaut, vor allem am Rand, öfter bräunlich. Die Lamellen junger Pilze haben eine hell fleischrötliche bis rosa Farbe, im Alter werden sie dunkel schokoladenbraun. Das weiße Fleisch kann bei Verletzung evtl. schwach rötlich verfärben; es schmeckt mild, nussartig.
Die weißen Stiele sind eher kurz, sie erreichen meist nicht mehr als (3) 5 – 8 cm und werden kaum dicker als 2 cm. Der hängende, dünnhäutige Ring ist sehr rasch vergänglich.

In der Stadt wird man den Wiesenchampignon kaum entdecken. Hier wächst allerdings nicht selten in Grünstreifen, Grünanlagen, Parks und auch in Kleingärten der giftige Karbolchampignon oder Giftegerling (Agaricus xanthodermus), oft in großen Gruppen, manchmal mehrmals im Laufe des Jahres. Sehr häufig wird er mit dem Wiesenchampignon verwechselt, was nicht selten zu Vergiftungen führt. Er verursacht oft heftige Magenbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall.

Die weißen Fruchtkörper verfärben meistens bei Verletzung, besonders intensiv in der Stielbasis, aber auch am Hutrand sehr rasch chromgelb. Beim Schneiden verfärbt sich auch das Fleisch gelblich. Diese Verfärbung verblasst allerdings nach ca. 15 Minuten, die Stelle sieht dann eher schmutzig bräunlich aus.
Die Huthaut junger Pilze ist weißlich und glatt, später kann sie hellgrau bis graubräunlich werden und gelegentlich grob schuppig aufreißen. Die anfangs mehr blassgrauen Lamellen werden später genauso rosa wie beim Wiesenchampignon und im Alter ebenfalls schokoladenbraun.
Der Ring am Stiel ist ziemlich kräftig, etwas zäh und auf der Unterseite meistens sternförmig gezahnt (ähnlich wie beim Weißen Anischampignon oder Schafchampignon – Agaricus arvensis).
Der Pilz schmeckt mild und riecht sehr unangenehm – nach Tinte, Karbol, Chemie, dieser Geruch verstärkt sich beim Erhitzen, während frische, junge oder kalte Pilze manchmal fast geruchlos sind. Im Gegensatz dazu riecht der Wiesenchampignon angenehm pilzartig.

Wer also „Wiesenchampignons“ in der Stadt findet, sollte misstrauisch sein und sie sich sehr genau ansehen oder die Pilze bei einem Pilzberater überprüfen lassen. Auch wenn die Vergiftung mit dem Karbolchampignon nicht lebensgefährlich ist – mehrere Tage Brechdurchfall und vielleicht ein kurzer Krankenhausaufenthalt sind auch nicht gerade angenehm.



Kräftig rosa gefärbte Lamellen des jungen Wiesenchampignons (Agaricus campestris)


Ältere Exemplare von Wiesenchampignons mit schokoladenbraunen Lamellen


Junge Karbolchampignons (Agaricus xanthodermus) mit blassrosa Lamellen


Karbolchampignon mit chromgelb verfärbter Stielbasis

Unterschiedlich alte Exemplare des Karbolchampignons mit rosa und schokoladenbraunen Lamellen

Anischampignons (Agaricus arvensis) mit zahnradähnlich gemusterter Ringunterseite

Text:   Ursula Hirschmann
Fotos:   Fritz und Ursula Hirschmann, Claudia Menth
Literatur:   Breitenbach, Kränzlin „Pilze der Schweiz Bd. 4“
Gminder „Handbuch für Pilzsammler“
Guthmann, Hahn, Reichel „Taschenlexikon der Pilze Deutschlands“
Ryman – Holmåsen „Pilze“

==> Zum Pilz des Jahres: 2019, 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2010, 2009, 2008, 2007, 2006, 2005


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