Heuschrecken-Lebensräume in der Stadt Nürnberg
Fettwiesen/Fettweiden
Im Rednitz-/Pegnitztal, um Kornburg und bei
Klein-/Großgründlach. Gut gedüngte Wiesen sind außer für den Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus
parallelus) und eventuell noch dem Weißrandigen Grashüpfer (C. albomarginatus)
wenig interessant. In der mageren Ausbildung oder mit extensiver (Schaf-) Beweidung sind
diese Wiesentypen wichtige Lebensräume . Die Wässerwiesen im südl. Rednitztal
beherbergen eine geringe Heuschreckendichte, aufgrund der periodischen Überschwemmungen.
Langgraswiesen
Entstehen nach Nutzungsaufgabe oder mehrjährigem
Schnitturnus, oft auch kleinflächig im Anschluß an genutzten Wiesen. Reitgras-Flächen (Calamagrostis
epigejos) zählen ebenso hierzu. Das Auftreten von Roesels Beißschrecke (Metrioptera
roeseli), sowie der Langflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus discolor)
kennzeichnen die feuchtere Variante.
Magerrasen / Trockenrasen auf Sand
Die geologische Situation des Nürnberger Beckens bringt es
mit sich, daß Magerrasen auf Sand bzw. Sandsteinverwitterungen relativ häufig
ausgebildet werden. Grasnelken-Schwingel-Flur (Armerio-Festucetum) und Übergänge
zu trocken-ruderalen Pflanzengesellschaften (z. B. Berteroetum) sind die
bedeutendsten Heuschreckenbiotope für gefährdete Arten wie Blauflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), Schwarzfleckiger Heidegrashüpfer (Stenobothrus
nigromaculatus) oder Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata).
Größere Flächen an den Pegnitzterassen bei Mögeldorf, im Westen am
"Hainberg", Marienberg im Norden, Moorenbrunnfeld im SO, Kornburg-Süd. Leider
wurden diese Flächen oft als Bauerwartungsland betrachtet, sodaß schon eine Vielzahl
solcher Gebiete unter Beton und Asphalt verschwunden sind. An sonnigen Kiefernwaldrändern
auf Böden mit lockerer Kiefernstreu lebt der Steppengrashüpfer (Chorthippus vagans).
Offene Sande
Großflächige, offene Sande und Übergang zu
Silbergrasfluren (Corynephoretum) sind der Lebensraum der hochgradig gefährdeten
Sandschrecke (Sphingonotus caerulans) (MERKEL, E., 1980) sowie der Gefleckten
Keulenschrecke (Myrmeleotettix maculata). Auch die kleinen und nicht immer leicht
aufzufindenden Tetrix-Arten (außer T. subulata) bevorzugen ebenfalls
vegetationslose Rohböden. Kleinflächige, offen-sandige Stellen kommen an Anrissen, an
unbefestigten Wegen oder Bahndämmen vor, oft in Übergängen zu Silbergrasfluren,
Magerrasen und trockenen Ruderalfluren.
Ruderalfluren
Während einjährige Ruderalfluren auf gut
stickstoffversorgten Böden kaum Heuschreckenvorkommen aufweisen, ist dies auf lückigen,
mager-sandigen Standorten (Berteroetum, Echium-Melilotetum etc.) umgekehrt; diese
sind in Nürnberg weit verbreitet, insbesondere an Bahndämmen. Auch sandige Brachäcker
können den ursprüglich auf Magerrasen oder offenen Sanden lebenden Arten als zeitweiser
Ausweichbiotop dienen: den Braunen Grashüpfer (Chorthippus brunneus) als
Erstbesiedler, den seltenen Feldgrashüpfer (Chorthippus apricarius) und den
gefährdeten Warzenbeißer (Decticus verrucivorus) kann man hier finden.
Feuchtgebiete / Feuchtwiesen
Im Gegensatz zu Streuwiesen sind großflächige
Schilfgebiete für Heuschrecken relativ uninteressant. Beides kommt im Stadtgebiet nicht
oder nur kleinflächig vor (z. B. Pegnitztal-Ost). Feuchtwiesen wurden um Kleingründlach,
südl. vom Flughafen, im östl. Pegnitztal, in Fischbach und westl. Kornburg aufgesucht.
Der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus), Sumpfschrecke (Mecosthetus grossus),
Säbeldornschrecke (Tetrix subulata) und Große Goldschrecke (Chrysochraon
dispar) kennzeichnen diese Flächen.
Gebüsche / Wälder
Trockengebüschbewohner auf Sukzessionsflächen ist die
Sichelschrecke (Phaneroptera falcata). An krautreichen Waldsäumen ist die
Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera) verbreitet. Weitere arbicole Arten sind
Eichenschrecke (Meconema thalassinum), Punktierte Zartschrecke (Leptophyes
punctatissima), zeitweise auch Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima) und
Zwitscherheupferd (Tettigonia cantans).
Gebäude
sind außer für die zwei genannten Arten kein dauerhafter Lebensraum für
Heuschrecken. Die bekannteste und verbreitetste gebäudebewohnende Heuschreckenart ist das
Heimchen oder Hausgrille (Acheta domestica). Die weltweit verschleppte
Gewächshausschrecke (Tachycines asynamorus) ist in Deutschland schon des öfteren
in botanischen Gärten, Gärtnereien etc.
nachgewiesen worden. Für Nürnberg steht dies noch aus.
Eichenschrecken (Meconema thalassinum) kommen im Sommer manchmal ans Licht und man
kann sie in Wohnungen finden.
Ausbreitung/Vernetzung
Die beste Vernetzung der Lebensräume und damit zur
Ausbreitung bieten in Nürnberg immer noch die Bahnstrecken und Bahndämme. Nicht zu
unterschätzen sind auch Kleinstrukturen in der Landschaft wie Brachäcker auf Sand,
Feldraine, trockene Ruderalstellen, Erdanrisse, Staudensäume, Sukzessionsflächen,
Vernässungen, um Restbeständen von gefährdeten Arten Trittsteine in der Landschaft zu
bieten.
Bei Weibchen ansonsten kurzflügeliger Arten (Chrysochraon
brachyptera, Chorthippus parallelus, Metrioptera roeseli) traten insbesondere im
Reichswald langflügelige Exemplare auf. Dies deutet auf zusätzliche
Ausbreitungsmechanismen dieser Arten hin.
Zentren artenreicher Heuschreckengesellschaften sind:
LSG Hainberg - Flughafen
- Rangierbahnhof - LSG östliches Pegnitztal mit Sandheiden und Feuchtflächen
- Feuchtfläche an der Flughafenstraße -
Volkspark Marienberg - LSG Moorenbrunnwiese und Moorenbrunnfeld
- NSG "ehem. Sandgruben am Marthweg"
- LSG an der Schalkhaußer Straße mit Rednitzterasse
- LSG Sandheide Kornburg-Süd
Die relativ hohe Artenzahl im Vergleich zu anderen
Untersuchungen (KÖHLER 1986, MESCHEDE 1994, PRASSE et al 1991, Schlumprecht 1988, VOITH
1988) kann nicht darüber hinweg täuschen, daß einige Arten durch weitere
Flächenverluste aussterben bzw. so isoliert werden, daß ihr Verschwinden vorprogrammiert
ist.
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